[Let’s talk about] Plot Twists
Lass uns mal über ein Thema reden, das mir sehr am Herzen liegt: Plot Twists. Ich könnte stundenlang darüber philosophieren, aber ich beschränke mich auf die wesentlichen Punkte, versprochen!
Bevor es ans Eingemachte geht: Dieser Beitrag spiegelt meine Meinung wider. Du kannst gern anderer Auffassung sein, das ist völlig okay! Ich versuche dir nahezubringen, warum ich Plot Twists auf die eine oder andere Weise benutze und wieso ich von manchen Methoden die Finger lasse.
Was ist ein Plot Twist?
[perfectpullquote align=“full“ bordertop=“false“ cite=““ link=““ color=““ class=““ size=““]Ein Plot Twist (Drehung der Handlung) ist eine radikale Veränderung in der erwarteten Richtung oder den Ergebnissen der Handlung einer Geschichte. Es ist eine gängige Praxis, um das Interesse des Publikums wachzuhalten und überrascht in der Regel mit einer Offenbarung.[/perfectpullquote] (Quelle)
Ein Plot Twist ist eine gängige Methode, um eine Geschichte in eine neue Richtung zu lenken. In einigen Genres findet sie mehr Beachtung als in anderen, so ist bspw. der Plot Twist ein beliebtes Element in sämtlichen Mystery und Crime Genres.
Welche Arten von Plot Twists gibt es?
Sehr viele. Für diesen Beitrag beschränke ich mich auf die Wichtigsten davon.
In einigen Definitionen wird auch der Cliffhanger als Plot Twist am Ende bezeichnet. Diesen wende ich mit Vorliebe bei meinen Geschichten an, mal mehr, mal weniger ausgeprägt. Und ich mag es, wenn meine Leser mich dann mit Fragen bombardieren, wie es denn weitergeht, und ich nur so:
Aber lass uns die Cliffhanger an dieser Stelle ausklammern.
Grob gesagt bleiben dann noch 3 Plot Twist Arten übrig:
- der unvorhersehbare Twist,
- der „Shit, das hätte ich eigentlich kommen sehen müssen“-Twist und
- der vorhersehbare Twist.
Der unvorhersehbare Plot Twist
Das ist wohl der Twist, den ich am wenigsten mag. „Aber Asuka, es ist doch toll, wenn etwas Unvorhergesehenes passiert und die Geschichte dadurch einen völlig neuen Verlauf nimmt!“ mag der ein oder andere jetzt denken. Generell stimmt das, aber meistens geht es in die Hose.
Unvorhersehbare Plot Twists legen es einzig und allein darauf an, den Leser zu schocken. Das kann funktionieren, wenn man die gesamte Story um diese Schockmomente aufbaut, wie bspw. „Game of Thrones“. Wohl kaum einer hielt es für möglich, dass die eigentlich vermeintliche Hauptfigur recht zügig ihren Kopf verliert.
Aber es kann auch völlig schiefgehen. Bei einem Plot Twist, der derart hanebüchen ist und völlig aus dem Nichts kommt, fühle ich mich als Leser oft veräppelt. Auch ist diese Art für die Genres, die ich schreibe und lese, eher untypisch und wenn er auftaucht, wirkt er deplatziert. Sehr schnell verspielt man sich mit dieser Art von Twist das Vertrauen seiner Leser und die eigene Glaubwürdigkeit.
Ein weiteres Beispiel für einen unvorhersehbaren Twist ist Hans aus „Frozen“. Ich dachte noch kurz vor dem Twist, dass es ja zwei Love Interests für Anna gibt und einer den Kürzeren ziehen müsste bzw. mit Elsa zusammenkommt. Denn so funktioniert Disney für gewöhnlich. Und dann kam der Moment.
Ich gehe jede Wette ein, dass niemand im Kino während dieser Szene geatmet hat. Es herrschte eine Totenstille.
Auch beim nochmaligen Sehen des Films gibt es keinen Hinweis darauf, dass sich Hans als Antagonist entpuppt. Dadurch, dass es zudem noch Disney-untypisch war, einen Antagonist als vermeintlichen Love Interest zu tarnen, traf die Zuschauer der Effekt gleich doppelt hart. Allerdings war dies in meinen Augen ein gelungener, unvorhersehbarer Twist.
Der „Shit, das hätte ich eigentlich kommen sehen müssen“- Plot Twist
Diese Art von Twist nutze ich sehr gern und liebe es auch selbst, ihn zu lesen. Erst im Nachhinein, wenn der Plot Twist bereits geschehen ist, bemerkt der Leser kleinere Hinweise – sog. Foreshadowing -, die auf diesen Twist hingearbeitet haben. Wenn es gut gemacht ist, fällt es dem Leser quasi wie Schuppen von den Augen.
Um diesen Twist aufzubauen, benötigt man einiges an Vorarbeit. Die Hinweise müssen so versteckt sein, dass sie nicht sofort auffallen und sich im besten Fall organisch in die Erzählung einbinden, sodass der Leser sie zwar liest und wahrnimmt, aber im nächsten Moment schon wieder vergessen hat.
So gibt es in „Stoneheart“ vier Hinweise im Vorfeld, was mit Drayce los ist. Wer hat sie alle gefunden?
Ein solcher Twist muss nicht zwingend die gesamte Geschichte herumreißen. Er kann auch subtiler daherkommen. Wichtig ist, dass diese Art von Twist nachvollziehbar ist. Anstatt dass der Leser wie beim unvorhersehbaren Twist denkt „Wo zur Hölle kam das denn jetzt her?“, denkt er bei diesem Twist „Shit, das hätte ich eigentlich kommen sehen müssen“.
Niemand möchte an der Nase herumgeführt werden. Der elegantere Weg ist es, die Wahrheit sichtbar vor einem zu sehen – aber sie gleichzeitig nicht zu sehen.
Ein in meinen Augen sehr gutes Beispiel für eine solche Art von Twists ist „The Sixth Sense“ – der kleine Junge, der tote Menschen sieht. Wenn man diesen Film zum ersten Mal anschaut, wird es kaum jemandem auffallen. Aber beim zweiten Mal bemerkt man, dass der Psychater nie mit anderen Menschen interagiert, sie nicht auf ihn und seine Fragen reagieren. Nur der Junge tut dies. Fast so, als wäre er für alle anderen unsichtbar …
Der vorhersehbare Plot Twist
Ich möchte an dieser Stelle eine Lanze für diese Art von Plot Twists brechen. Ich mag sie. Und ich nutze sie auch sehr gern. Hierzu schicke ich voraus, dass ich mich hauptsächlich im Bereich „Romantasy“ und „New Adult“ bewege, sowohl bei den Büchern, die ich schreibe, als auch bei meinen gelesenen Büchern. In anderen Genres könnte der vorhersehbare Twist einen anderen Impact haben.
Nicht jeder Plot Twist muss überraschend kommen, um Spannung zu erzeugen. Denn ist es nicht genauso spannend, den Charakteren, die man während des Lesens lieb gewonnen hat, dabei zuzusehen, wie sie mit einer neuen Situation umgehen müssen? Wie ihre Welt vielleicht auseinanderbricht und sie sich mit einer völlig neuen Wahrheit konfrontiert sehen?
Ich denke schon. Für mich gibt es als Leser nichts Schöneres, als beim Lesen die Emotionen der Charaktere tatsächlich zu spüren. Und das geschieht am meisten nach einem Plot Twist – ob vorhersehbar oder nicht, ist da völlig gleichgültig.
Nur weil du beim Lesen vielleicht einen Twist vorhergesehen hast, bedeutet das nicht, dass er schlecht gemacht war. Denn auch hier gibt es Unterschiede. So kannst du als Leser durch weitere Erzählstimmen, bspw. durch Perspektivwechsel, eine andere Einsicht in die Geschehnisse haben, als der Charakter.
Ich hätte bspw. in „Feral Moon“ die Perspektiven des männlichen Protagonisten komplett streichen können, um eine andere Art von Plot Twist zu generieren. Das wollte ich jedoch nicht. Viel wichtiger war mir, Scarlets Reaktion darauf darzustellen. Der Leser wusste es bereits – die Figur Scarlet aber nicht.
Ähnlich bin ich auch in „Frozen Crowns“ vorgegangen. Ich wollte den Twist in der Mitte des Buches nicht verschleiern. Stattdessen habe ich mich mehr auf die Art und Weise konzentriert, wie Leander und Davina damit umgehen. Denn gerade in einem Romantasy-Buch geht es nicht um schockierende Momente, sondern um das Zwischenspiel der handelnden Charaktere.
Ich ziehe als Beispiel gern die Serie „Criminal Minds“ heran. Obwohl es eine Crime Serie ist, wird dem Zuschauer die Identität des Täters meist bereits in den ersten Minuten offenbart. Es geht also nicht darum herauszufinden, wer für die Verbrechen verantwortlich ist. Stattdessen liegt der Hauptfokus darin, das Team der BAU zu begleiten, ihren Rückschlüssen zu lauschen und zu sehen, wie sie sich auf neue Situationen einstellen.
Du siehst also, es gibt eine Menge unterschiedlicher Arten von Plot Twists. Welchen du beim Lesen bevorzugst, liegt ganz allein bei dir! Behalte jedoch im Hinterkopf, dass ein Twist, den du vorhergesehen hast, nicht unbedingt schlecht sein muss, solange er die Geschichte voranbringt und die Reaktion der Charaktere darauf authentisch ist.
Alles Liebe und viel Spaß beim Lesen